Starke Vorbilder…

Die erste Kantonsratssession 2023. Ich sitze als Kantonsrätin im Solothurner Rathaus. Ganz oben im Kanton gibt es Rotationen. Neu repräsentieren als Kantonsratspräsidentin Susanne Koch Hauser und als «Frau Landammann» Brigit Wyss den Kanton Solothurn in den Chefetagen. Herzlichen Glückwunsch! Nach der Eröffnungsrede der Kantonsratspräsidentin öffne ich meinen Laptop und google «Spiegelneuronen». Spiegelneuronen sind laut Wikipedia Nervenzellen, die im Gehirn beim Betrachten eines Vorgangs das gleiche Aktivitätsmuster zeigen wie bei eigener Ausführung. Und tatsächlich: Wenn ich Frauen wie Susanne Koch Hauser und Brigit Wyss sehe, die souverän Machtposition bekleiden, die Raum einnehmen, deren Meinung gehört wird – dann wird etwas in mir aktiviert. Etwas in mir verfolgt das Ganze aufmerksam, und speichert es ab. Speichert weibliche Vorbilder ab, auf die ich zurückgreifen kann.

Dass nicht nur man, sondern auch frau, auf Vorbilder zurückgreifen kann, ist eine nicht zu unterschätzende Erleichterung. Denn die eigene Rolle in der Öffentlichkeit von Grund auf selbst zu definieren, ist anstrengend. Wenn ich meine Rolle auf das Fundament starker Politikerinnen vor mir bauen kann, setzt das Ressourcen frei, die ich für anderes brauchen kann. Zum Beispiel, um dem kleinen Teufel das Maul zu stopfen, der auf meiner Schulter bösartig flüstert: «Diesen Raum darfst du dir nicht nehmen. Der stand seit eh und je Männern in Anzügen zu. Männer dürfen energisch sein – eine unbequeme Frau in der Öffentlichkeit ist eine Hexe.»

… motivieren weitere Frauen

Brigit Wyss ist seit 2017 unsere Grüne Regierungsrätin. Bewältigt mit einer fast stoisch anmutenden Souveränität und trotz harschem politischen Gegenwind eine Krise nach der anderen: Covid, Krieg, Klima. Brigit ist nicht nur Regierungsrätin, sondern auch: Schreinerin, Psychiatrieschwester, Juristin. Und für mich mit ihrer breiten Fachkompetenz ein grosses Vorbild. Susanne Koch Hauser betonte in ihrer Eröffnungsrede, wie wichtig Politikerinnen als Vorbilder sind. Und dass sie sich von ihrem Amtsjahr erhofft, Frauen für politische Ämter zu motivieren. Davon bin ich überzeugt. Denn jede Frau, die öffentlich Raum und Macht beansprucht, ebnet den Weg für weitere: die folgen wollen – und folgen werden.