Soll Plastik separat gesammelt und entsorgt werden?
Eine Antwort auf diese Frage erhofften sich wohl die meisten der über hundert Besucher und Besucherinnen am Informationsanlass der Grünen Stadt Solothurn zum Thema Plastik-Recycling. Sie wurden nicht enttäuscht!

Das Podium mit (v.l.) Martin Tschumi, Inhaber eines der ersten Solothurner Geschäfte mit einer Verpackungsfrei-Abteilung; Michel Monteil, Chef Abteilung «Abfall und Rohstoffe» im Bundesamt für Umwelt; Moderator Heinz Flück; Markus Tonner, Geschäftsleiter Innorecycling AG, Vereinspräsident «Schweizer Plastic Recycler»; Markus Juchli, Direktor KEBAG AG Zuchwil

Michel Monteil, Chef Abteilung «Abfall und Rohstoffe» im Bundesamt für Umwelt gab an, dass in der Schweiz pro Jahr rund 1 Mio. Tonnen Kunststoff verbraucht würden. Rund ein Viertel davon wird für dauerhafte Produkte wie Fensterrahmen verwendet. Vom Rest landen über 80% in der Kehrichtverbrennung. Rezykliert werden nur knapp 10%. Neben dem Abgeben von PET-Flaschen in den Verkaufsgeschäften können in der Stadt Solothurn seit 2016 Haushalt-Plastikabfälle in speziellen Säcken in den Werkhof gebracht werden. Das Sammelergebnis hat sich seither von gut 10t auf über 20t verdoppelt. Markus Tonner, Geschäftsleiter Innorecycling AG und Vereinspräsident «Schweizer Plastic Recycler» zeigte auf, dass aus den in den 3 Jahren so gesammelten Abfällen rund 13 000 Getränkekisten hergestellt werden könnten. Gut 60% des Sammelgutes eignen sich für das Recycling, während der Rest in Zementwerken als Ersatz für Kohle verbrannt wird. Beim Recycling wird Kunststoff-Granulat erzeugt, das für neue Produkte verwendet werden kann, z.B. für Kabelschutzrohre im Bauwesen, die eine Lebensdauer von 80 Jahren haben.

Markus Tonner bei seinem engagierten Referat

Eine noch konsequentere Strategie hat der Solothurner Drogist Martin Tschumi in seinem Geschäft in der Vorstadt eingeschlagen: in der im Aufbau begriffenen «Verpackungsfrei-Abteilung» können umweltbewusst Einkaufende mit eigenen Behältern sich mit verschiedensten Produkten von Reinigungsmitteln über Kosmetika bis Bio-Cornflakes eindecken und so Plastic-Abfall vermeiden. Laut dem Direktor der Kebag, Markus Juchli, macht Kunststoff zwischen 10 und 20% des dort verbrannten Kehrichts aus. Dass dem Kehricht Öl beigemischt werde, um fehlenden Brennwert zu ersetzen, sei ein unzutreffendes Gerücht. Monteil präsentierte die Handlungsprioritäten wie folgt:

  • Plastikverpackungen vermeiden
  • Verpackungen mehrmals nutzen
  • rezyklierbare Materialien verwenden
  • möglichst geringe Vielfalt der verwendeten Materialien
  • Information der Bevölkerung

In der rege benützten Fragerunde ergaben sich noch einige interessante Aspekte:

  • auch Tetra-Milch- und Getränkeverpackungen sind gut rezyklierbar – aus dem Rezyklat wird Verpackungskarton hergestellt
  • das Material sollte so in die Sammelsäcke gefüllt werden, dass sich die verschiedenen Teile für die Sortierung leicht trennen lassen – also nicht Folie in Joghurtbecher stopfen
  • Styropor gehört nicht in die Kunststoffsammlung sondern in den Kebag-Sack
  • im Kompost hat Plastik nichts zu suchen, da nicht alle Kompostieranlagen geeignet sind, selbst so genannt kompotierbaren Kunststoff zu verarbeiten

Nach Schluss der Veranstaltung wurde noch rege weiterdiskutiert. Die Anwesenden wurden sicher darin bestärkt, auch künftig und noch eifriger Plastik separat zu sammeln und natürlich wenn möglich zu vermeiden!

Das zahlreiche, den Ausführungen interessiert folgende Publikum

Hier noch ein Link zu einem 20-minütigen Video über Plastikabfall und -recycling von Bruno Stephani, Bellach